Kastanienbaum fällt

Unser Kastanienbaum war einmal

Unser Kastanienbaum musste leider weichen!

Leider musste unser Kastanienbaum gefällt werden.
Wer den Kollerhof kennt, besonders vom Sommer her, kennt auch den uralten Kastanienbaum der auf dem Dorfplatz vor unserem Hotel immer für Schatten und Schutz gesorgt hat. Leider mussten wir den Baum fällen. Der Zahn der Zeit hat an ihm genagt und er war schon an zu vielen Stellen morsch und brüchig. Beim umschneiden ist es auch zur Gewissheit geworden das sein Stamm, der einen Durchmesser von 1,20 Meter hatte, im Inneren schon faul und morsch war und sich schon Pilze ausgebreitet haben. Es tut uns sehr leid um diesen Kastanienbaum und wenn er sprechen  könnte würde er Geschichten aus ca. 115 Jahren erzählen können.

Aber Sicherheit geht vor. Wir möchten hier aber noch eine Geschichte erzählen die unser Heimatdichter Peter Gruber im Jahr 2000 im Zuge der Dorfplatzerneuerung geschrieben hat:

Und noch eine Geschichte geschrieben von Theo Koller


Wir schreiben das Jahr 1910

Ich, Bäumchen drei Jahre alt, genannt Kastanie wurde von Josef Koller als
Lebensbaum für seinen 5-jährigen Sohn Theo Koller vor dem Elternhaus vlg.
Schuster gepflanzt.
Am Rande des offenen Baches von Assach, im Mittelpunkt des Dorfplatzes. Ich
wuchs heran, durch die Jahre gestärkt und konnte viel Freunde, sowie Leid in
meiner Umgebung beobachten.
Unbeschadet überstand ich den ersten Weltkrieg, und Ende der zwanziger Jahre
wurde das offene Gerinne direkt neben mir verrohrt. Trotz der Bedenken ich
könnte zu wenig Nahrung dadurch erhalten, war der Bach und die Erde gut zu
mir und spendeten mir genug Speis und Trank.
Ich wuchs zu einem stattlichen Bäumchen heran und wurde der Mittelpunkt von
Feierlichkeiten, Unterhaltungen aber auch trauriger Anlässe. Sehr begehrt bin
ich bei Wind, Regen und Sonne als Schattenspender oder Unterstand – ein
unentbehrlicher Schutz.
Immer wieder freue ich mich besonders wenn Kinder in frohem Reigen um mich
herumtanzen, lachen und spielen, ich liebe Musik und Leute die fröhlich dazu
tanzen.
Voller Entzückung habe ich das Heranwachsen von Theo miterlebt, während
und nach dem zweiten Weltkrieges. 1931 die Gründung seiner Familie mit sage
und schreibe – 13 Kindern von seiner Gattin Maria Koller – Saller, eine Freude
für mich. Ich wurde eine Symbolfigur für alle Kinder, wenn sie auch in die Welt
verzogen, blieb ich als bleibende Erinnerung an schöne Stunden.
Öfters schon wurde mir Leid getan, durch Grabarbeiten der Wasserleitung und
des Kanals, als mir wichtige Wurzeln abgehackt wurden und mir sehr wenig
Atmungsfreiheit gelassen, doch ich habe gekämpft, mich mit aller Kraft gewehrt
und es mit leichten Verletzungen überstanden.
1958 wurde das Elternhaus von Theo abgetragen und durch ein neues, größeres
und modernes ersetzt, ich aber blieb immer der Mittelpunkt.
Im Gegenteil als der Dorfplatz zum ersten mal vergrößert wurde, war ich eine
Aufwertung für das Ortsbild. 1965 war für mich ein trauriges Jahr, Theo starb
im frühen Alter mit 60 Jahren. 1993 starb seine Frau Maria Koller.

 
 
Aber ich konnte wiederum miterleben, das schon die nächste Generation, die
Kinder von Theo heranwuchsen. Willibald Koller übernahm das Haus und
gründete eine Familie. Wieder ein fröhliches Kinderlachen von 5 Kindern der
Eltern Willibald und Heidemarie, schützend breitete ich auch über sie meine
Arme aus. Meine Baumkrone wurde immer größer und schöner, nun war ich
auch schon ein ansehnlicher Baum.
Nun schreiben wir das Jahr 2000 und wiederum stehe ich im Mittelpunkt! Der
Dorfplatz wird neu gestaltet und ich bin mit eingebunden. Doch
überdimensionale Rohre sollen die alten Bachrohre ersetzen und es scheint, es
ist kein Platz mehr für mich.
Ich werde meinen Standort verteidigen, wenn mir auch an den Wurzeln
wehgetan wird, ich habe so viel schlimmes erlebt, aber ich werde noch einige
Jahre um mein Baumleben kämpfen und einige überleben die mir schon jetzt das
Leben absprechen!
Kastanie 22. April. 2000
Kastanienbaum der im inneren total kaputt ist

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.